Mastodon und Toxicity

Mastodon hat ein heftiges Problem mit toxischem Verhalten, besonders wenn es um Hard- und Software geht. Ein Rant über Respekt und verdorbene Äpfel.

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Die Diagnose

Es verwundert mich irgendwie. Eigentlich sollten wir die Vermittler in diesen schwierigen Zeiten sein. Während Microsoft, Google, Apple und Konsorten ihre schwierigen Krallen überall reinhauen, sollten wir als Open-Source Community den alternativen Weg aufzeigen und den Usern helfen. Und doch sehe ich wie ein Verhalten an den Tag gelegt wird, was man kaum von gezieltem Hass und Jammern unterscheiden kann.

Der liebe Steffo hat mich auf das Thema aufmerksam gemacht und eigentlich das bestätigt, was ich mir insgeheim gedacht habe: Es scheint zu einem Trend geworden zu sein, gezielt Leute anzugreifen die eine Sache X mögen... eben weil sie Sache X mögen und das mit den eigenen Werten ja mal so überhaupt nicht vereinbar ist!!11elf

Während beispielsweise einige User gezielt nach Hilfe zu ihren Problemen suchen, haben es andere offenbar dringend nötig, ihre teils unqualifizierte Meinung in den Äther zu blasen.

Es ist unpassend, es nervt, und vor allem: Es schadet unserer Community als Ganzes. Ich spreche für sehr viele Entitäten wenn ich sage, dass niemand sich mit einem Haufen Besserwisser herumschlagen will. Mastodon hat eine verhältnismäßig hohe Schwelle zum Einstieg durch Instanzen, Visibility, Föderation und dergleichen. Klar verstehe ich dann, dass Leute lieber zu Bluesky gehen und uns dann anstrengend finden.

Der verdorbene Apfel

"Ja gut", mag ein geneigter Leser sagen, "aber es gibt auch Entitäten, die die Miesepeter wieder wettmachen und den Einstieg in Mastodon doch attraktiv erscheinen lassen." So einfach ist das leider nicht. Das Böse hat eine große Macht, so klischeehaft das auch klingt.

Wenn man einen verdorbenen Apfel in eine Kiste guter Äpfel legt, verderben alle Äpfel allein schon durch den visuellen Reiz. Man denkt sich, dass die anderen Äpfel wohl auch so sein werden. Legt man aber in eine Kiste verdorbener Äpfel einen guten Apfel, so werden mitnichten die verdorbenen wieder gut! Der einzige gute Apfel verdirbt dann ebenfalls. Das ist subjektive Wahrnehmung zum Mitschreiben. 

Und das ist auch das Problem. Wenn der erste Eindruck zählt und man jemanden von Mastodon vor sich hat, der herumschimpft und jammert, weil man es wagt Windows zu benutzen, dann ist das Bild praktisch schon gezeichnet: Der verdorbene Apfel von vorhin. Mastodon ist im Moment doch recht technisch ausgelegt. Es gibt überproportional viele Informatiker, Nutzer von Open-Source-Software, Furries, und so weiter. Natürlich gibt es da Meinungen, die vom "Mainstream" abweichen. Aber sollte man diese so hart durchsetzen? Sollte man teilweise aggressiv werden, nur weil das Gegenüber den eigenen Standpunkt nicht vertritt?

Es ist nicht deine Sache

Die Antwort auf die Frage lautet natürlich nicht 42, sondern "nein". Es ist nicht vertretbar, ganz einfach.
Es ist vollkommen okay, wenn du Entitäten helfen willst, wenn sie Hilfe anfordern. Wenn jemand fragt, wie er von Windows wegkommt oder wie das nochmal mit diesem Smart Home geht, dann solltest du der Erste sein, der Hilfe anbietet. Du bist das Gateway zwischen diesen Entitäten und der Lösung, die sie suchen. Was auch geht (wenn auch mit leichtem Zähneknirschen von meiner Seite aus): Erkläre der Entität sachlich, warum X keine gute Idee sein könnte und biete ihr Hilfe an. Das ist vor allem noch bei Kaufentscheidungen vertretbar.

Was nicht geht: Die eigene Präferenz ungefragt als das Höchste der Gefühle darzustellen und das Gegenüber zu diffamieren. Du zwingst dich in dem Fall der anderen Entität auf und verunsicherst sie. So hart das klingt: In dem Fall bist du das Arschloch. Das Eigentum oder die Lebensweise von jemanden anderem ist nicht deine Baustelle. Mach es bitte nicht dazu. Und respektiere ein Nein. Gib nach, wenn dir jemand sagt, dass er keine Hilfe benötigt.

Ich glaube aus diesem Grund hat das Trio aus Dan HonTed Han und Florian Fangohr wohl die DONOTREPLY.CARDS (deutsch) erstellt. Eine lustige Sammlung aus Karten mit Hinweisen, womit man (lieber nicht) auf einen Post antworten sollte.

Respekt wagen

Auch, wenn du nicht von den Entscheidungen von jemand anderem überzeugt bist, solltest du nicht damit aufhören, freundlich zu sein. Respekt, Relevanz, Freundlichkeit und Offenheit werden immer seltener gelebt. Das spürt man - nicht nur online. Deswegen will ich dich um eine Sache bitten: Feiere vielleicht auch mal, dass jemand seine Lampen mit seinem Amazon Echo steuern kann, oder dass jemand gerade Photoshop lernt. Denke auch daran, dass du irgendwo auch (d)eine Plattform und das, wofür du stehst, vertrittst. Oder willst du Debian-Nutzer und die Mastodon-Community als ein Haufen intoleranter Waschlappen darstellen? Nein? Gut so.

Sei kein Arsch :3

Finnley

Herzlichen Dank an Steffo für die Inspiration, eine Runde Korrekturlesen und für alle Verbesserungsvorschläge.